Minimalismus leben

Maren Somers Coaching

Minimalismus leben - ein Interview

Meine liebe Coach Kollegin, Mentorin und Freundin Kirsten Schmiegelt hat im Oktober 2021 dieses wunderbare Interview zu einem meiner Lieblingsthemen vorgeschlagen. Gesagt, getan haben wir es umgehend in die Tat umgesetzt. Hier erfährst du wie ich zum Minimalismus kam, was wichtig zu wissen ist und erste Schritte und Tipps um Minimalismus zu leben.


Inhalt

  • Warum Minimalismus?
  • Konsum und Minimalismus
  • Corona-Krise und Minimalismus
  • Das Umfeld und Minimalismus
  • Erste Tipps um minimalistisch zu leben
  • Minimalismus leben



Meine Kollegin Maren Somers hat sich vor einigen Jahren dafür entschieden, vieles in ihrem Leben zu minimieren und zu verändern. Wie sie das gemacht hat und welche immense Bereicherung sie dadurch erfahren hat, erzählt Sie in diesem berührenden Interview.


Warum Minimalismus?

 

 Kirsten: Du hast Dich vor einigen Jahren entschieden, minimalistischer zu leben.

Wie kam es dazu?


 Maren: In den letzten Zügen meiner immer belastender werdenden Beziehung, häuften sich immer mehr Gegenstände an. Ich nutzte jede Gelegenheit ein Schnäppchen zu machen und beschäftigte mich damit, immer mehr Stauraum für immer mehr Dinge zu schaffen. Nach der Trennung wurde mir bewusst, dass ich durch dieses Verhalten versucht hatte, die immer größer werdende Leere und Unzufriedenheit in mir zu füllen und zu ordnen. Die unglaubliche Masse an Gegenständen belastete mich immer mehr. Das wollte ich nicht mehr!

 

 Kirsten: In welchen Bereichen hast Du Dein Leben konkret umgekrempelt?


 Maren: Ich habe über die letzten 5 Jahre konsequent alle Lebensbereiche umgekrempelt. Ich habe mich von fast allen Büchern getrennt lediglich Sachbücher durften bleiben. Meine Kleidung hat sich drastisch reduziert und wird regelmäßig aussortiert oder ausgetauscht. Möbel, Deko und letztendlich jeder Gegenstand in der Wohnung, wurde und wird hinterfragt. Auch mit meinen Kindern gehe ich regelmäßig durch ihre Zimmer und wir sortieren aus, womit länger nicht mehr gespielt wurde. Das Aussortierte wird verkauft, verschenkt oder gespendet. Ich stelle Waschmittel und Putzmittel selbst her, im Bad brauche ich im Alltag gerade einmal 6 Produkte, um mich startklar für den Tag zu machen. Auch die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz, bezüglich Müllreduzierung und -Vermeidung sind mir sehr wichtig geworden. Ich habe mir einen Finanzplan erstellt, der mir hilft meine Ausgaben zu regulieren und durch den ich immer den Überblick behalte.


Konsum und Minimalismus

 

 Kirsten: Wie schwer war es für Dich, Deinen Konsum einzuschränken, auszumisten und loszulassen und welchen Mehrwert erlebst Du dadurch?


 Maren: Ich fühle mich in meinem Konsum nicht eingeschränkt, weil ich mir jetzt einfach vorher überlege was ich brauche und gehe dann gezielt einkaufen. Second Hand Geschäfte und Ebay Kleinanzeigen online, besuche ich zuerst. Ausmisten ist für mich eine regelmäßige Beschäftigung, die ich immer wieder sehr gerne und punktuell mache. Manchmal wenn ich unsicher bin, packe ich etwas in eine Kiste in den Keller und wenn ich es nach ein paar Monaten nicht vermisst habe, kommt es weg. Ich sammle die Dinge, die ich noch verkaufen möchte in einer Kiste. Es gibt eine weitere Tasche mit Spenden und eine weitere für Kleidung, die ich zum Altkleidercontainer bringe. Ich sehe das als Kreislauf und freue mich, wenn ich weiß, dass jemand anderes an meinen Sachen, die für mich überflüssig geworden sind, Freude hat oder sie recycled werden können. Der Mehrwert, den ich erfahre, zeigt sich durch die freie Zeit und Freiheit in meinem Leben.

 

 Kirsten: Stichwort loslassen: Viele Menschen tun sich schwer damit, auszumisten und Dinge abzugeben oder wegzuwerfen. War es schmerzhaft für Dich, z.B. Gegenstände, an denen Erinnerungen hängen, wegzugeben?


 Maren: Natürlich! Es ist immer noch ein Prozess. Aber es fällt mir mit jedem Loslassen leichter. Mir hat es geholfen mich erst einmal mit den Dingen des täglichen Gebrauchs auseinander zu setzen und mich nach und nach an Erbstücke, Geschenke und Erinnerungsgegenstände heranzutasten. Marie Kondo hat mit Ihrem „Magic Cleaning“ eine gute Strategie veröffentlicht, das Loslassen zu lernen. Auch Bea Johnson hat mich mit Ihrem Buch „Zero Waste Home“ sehr inspiriert. Grundsätzlich ist die innere Einstellung das Wichtigste. Und sich selbst immer wieder zu fragen: Warum besitze ich das? Welchen Nutzen/Freude/Sinn hat es in meinem Leben? Wenn kein Nutzen erkennbar ist: spielen Schuldgefühle oder eine Verpflichtung eine Rolle? Was wird mit diesem Gegenstand assoziiert? Wie würde es dir gehen, wenn es den Gegenstand gar nicht gäbe? Für wen bewahrst du diesen Gegenstand auf? Welche Gefühle und Gedanken nimmst du wahr, wenn du dir diese Fragen stellst und sie beantwortest? Das kann bei der Entscheidung helfen.

 

 Kirsten: Warum kann das Loslassen besonders für Menschen mit einem ausgeprägten materiellen Statusbewusstsein eine Herausforderung sein?


 Maren: Oftmals hängt das Definieren über Eigentum und Statusgegenständen mit einem geringen Selbstwertgefühl zusammen. Innere Leere und Unzufriedenheit, emotionale Nöte, ein gering ausgeprägtes Selbstbewusstsein, fehlende Zugehörigkeit und/oder Anerkennung im sozialen Umfeld wird häufig durch das Anhäufen von Gegenständen kompensiert. Wenn dem Verlust oder dem Trennen von Statussymbolen kein innerer Prozess voran geht, entsteht ein Zustand der Existenzlosigkeit und auch Wertlosigkeit, da diese Menschen sich gegebenenfalls über ihr materielles Hab und Gut, definieren.


Coronakrise und Minimalismus


Kirsten: In der Coronakrise und besonders während des 1. Lockdowns kamen viele Menschen zu der befreienden Erkenntnis, dass sie weniger benötigen als sie dachten, und dass sie dadurch auch andere Prioritäten setzen konnten. Wie können wir diese Erfahrung langfristig positiv nutzen?


 Maren: Die Tatsache, dass immer häufiger Berichte in den Medien zu den Themen Nachhaltigkeit, Minimalismus und Achtsamkeit zu finden sind, zeigt meiner Meinung nach sehr deutlich, dass ein Umdenken bereits stattfindet und der Wunsch nach anderen Werten im Leben wächst. Jede bewusste Entscheidung kann einen kleinen Teil dazu beitragen. Es geht hierbei nicht um Perfektion, sondern um kleine Schritte in die richtige Richtung. Dieser Prozess ist lebensverändernd, da er unsere Sichtweise auf viele Themen auf den Prüfstand stellt. Zukünftig, wenn das Leben vielleicht wieder so normal ist wie vor Corona, kann es helfen sich auf diese Zeit und diese Erfahrung zurück zu besinnen. Es ist wie mit jeder Veränderung. Wenn wir nicht mehr aktiv über unser Verhalten nachdenken müssen, sondern einfach instinktiv handeln ist es uns in „Fleisch und Blut“ übergegangen. Dann ist alles einfacher. Das benötigt Zeit und Erfahrung. Letztendlich ist es die achtsame und eigenverantwortliche Entscheidung jedes Einzelnen diese Veränderung weiter zu tragen.


 Kirsten: Du hast oben erzählt, dass Du nicht nur Zeit, sondern auch eine neue Form der Bewusstheit gewonnen hast. Das geht ja sehr in die Richtung Achtsamkeit, die heute auch in vielen Kursen, Coachings und Weiterbildungen thematisiert wird. Wo siehst Du hier einen direkten Bezug?


 Maren: Achtsamkeit bedeutet für mich, mein Verhalten und meine Gedanken aufmerksam zu beobachten und mit den für mich wichtigen und relevanten Werten abzugleichen. Die Achtsamkeit über die so viel geschrieben und gesagt wird ist meiner Auffassung nach, eine Strategie, um einen Zustand der Zufriedenheit zu erlangen. Wenn wir immer neuen kurzzeitigen Befriedigungen nacheifern, wie beispielsweise, dem neuesten Telefon, dem besseren Partner, der schöneren Wohnung, den cooleren Schuhen, werden wir niemals einen Zustand der Zufriedenheit erlangen, sondern immer nur kurze „Glücksmomente“ erleben, die genauso schnell wieder verfliegen, wie sie gekommen sind. An der nächsten Ecke, auf der nächsten Website wartet genau das, was besser ist und du schon immer gebraucht hast, um ein besserer Mensch zu sein! Sich das bewusst zu machen, ist sehr wichtig, um dann zu entscheiden, ob das für dich funktioniert.

 

 Kirsten: Welche Erfahrungen hast Du in Deinem Leben durch den zurückgefahrenen Konsum gemacht, die für Dich unterwartet waren?


 Maren: Ich fühle mich freier als je zuvor in meinem Leben und konnte feststellen, dass ich mit kleinen Veränderungen, ein wenig Selbstdisziplin und ganz viel Flexibilität, Neugier und Fehlerfreundlichkeit mein Leben von Grund auf verbessern kann. Ich bin zufriedener und fühle mich rundum wohl. Ich habe nicht mehr das Verlangen mich mit anderen oder deren Besitztümern zu vergleichen, ich bin angekommen. Das Gefühl etwas zu verpassen ist verschwunden. Dafür bin ich sehr dankbar!


Das Umfeld und der Minimalismus

 

 Kirsten: Wie hat Dein Umfeld auf Deine Veränderung reagiert?


 Maren: Durch kleine Hinweise, Tipps und Kommentare konnte ich teilweise bei meinen Freunden und Bekannten dazu beitragen, dass Kaufentscheidungen überdacht wurden und das Konsumverhalten zumindest ansatzweise, hinterfragt wurde. Auch im Kollegenkreis konnten Gespräche dazu beitragen, Kleinigkeiten zu verändern. Da meine Veränderung nicht von heute auf morgen passierte kann ich nicht von nur einer Reaktion berichten. Ich möchte niemanden bekehren und gleichzeitig ist es mir wichtig zu zeigen, dass es einfach sein kann das eigene Verhalten zu überdenken und zu ändern.


Erste Tipps um minimalistisch zu leben


 Kirsten: Du hast erzählt, in wie vielen Dimensionen Du Dein Leben verändert hast. Das mag für manche Leser vielleicht unerreichbar klingen. Wie und wo können wir in kleinen Schritten anfangen?


 Maren: Genau genommen jederzeit. Fang einfach an!

 

  • Tipp 1: Stelle dir 3 Kisten an eine gut zugängliche Stelle. In eine Kiste kommen alle Dinge, die verkauft werden können, in die andere alle Sachen, die gespendet werden. So hast du immer einen Ort parat, wenn du etwas loslassen möchtest. Wenn die Kiste voll ist – wegbringen. In die 3. Kiste kommen die Vielleicht-Sachen. Diese kannst du ein paar Monate nicht beachten. Falls dir eine konkrete Sache einfällt, die du doch behalten möchtest, so kannst du sie wieder herausnehmen. Der Rest kann nach spätestens 6 Monaten entsorgt werden.
  • Tipp 2: Mach eine No-Spend-Challenge: Verbrauche alles was du zu Hause vorrätig hast: Lebensmittel, Kosmetika, Pflegeprodukte, Putzmittel. Erst wenn alles aus einer Kategorie (z.B. Shampoo) verbraucht wurde darf es ersetzt werden. Es gibt online auch tolle DIY-Rezepte die günstig, einfach und effektiv sind. Und experimentieren kann sehr viel Spaß machen!
  • Tipp 3: Liste alle deine Fixkosten auf und ziehe diese von der Summe deiner Einnahmen ab. Schreibe einen Monat lang jede noch so winzige Ausgabe und Einnahme auf. Am Ende des Monats kommt die Abrechnung. Sei gespannt!
  • Tipp 4: Improvisieren! Viele unserer Besitztümer lassen sich umfunktionieren, lass deiner Kreativität freien Lauf. Und wenn du weniger Inhalt hast, benötigst du weniger Stauraum.
  • Tipp 5: Einfach mal drüber nachdenken, wenn du einen Gegenstand in der Schublade siehst: Brauche ich das? Wie oft benutze ich das? Habe ich mehrere davon, die vielleicht nur in der Schublade liegen?
  • Tipp 6: Goodies, Sales, Angebote ignorieren und alle Newsletter von Versandhändlern abbestellen. Gehe konkret auf die Suche, wenn dir etwas eingefallen ist, dass du wirklich brauchst. Vielleicht kannst du es auch einfach bei Freunden oder Nachbarn ausleihen? Nebenan.de ist dafür eine sehr gute Plattform.


Minimalismus leben

 

 Kirsten: Was möchtest Du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?


 Maren: Wie würdest du einen Schokoladenelefanten essen, der so groß ist wie ein Afrikanischer Elefant? In kleinen Stücken. Fang einfach an, indem du dir einen Bereich vornimmst, oder einen Schrank, ein Zimmer oder ein Thema. Es gibt viele Wege, jeder ist unterschiedlich und sollte zu dir passen, das ist das Wichtigste. Den ersten kleinen Schritt zu mehr innerer Zufriedenheit und Achtsamkeit zu gehen, kostet dich weniger Zeit als dieses Interview zu lesen. Es gibt keine Perfektion, es gibt keinen Maßstab, an dem du dich messen müsstest. Entscheide selbst wieviel du in deinem Leben brauchst und wann du zufrieden bist. Du bist wertvoll und vollkommen. Es gibt keinen Gegenstand, der aus dir einen besseren Menschen macht! Ich würde mich sehr darüber freuen von dir zu hören, wenn du auf diesem Weg, durch Coaching und Beratung, begleitet werden möchtest. Dein Leben wird bereichert werden!


Maren Somers ist 42 Jahre alt und lebt mit ihren beiden Kindern im Frankfurter Norden. Sie ist arbeitet als Systemisch-Integrativer Coach - Personal und Business, hat eine Jahresausbildung in Gewaltfreie Kommunikation nach M. Rosenberg absolviert. Seit ca. 6 Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit den Themen Minimalismus, Nachhaltigkeit, Finanzen und seit über 20 Jahren mit zwischenmenschlicher Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. - Kirsten Schmiegelt

 

Hier findet Ihr Maren: Instagram und LinkedIn.

Hier findet Ihr Kirsten: Facebook und Xing oder im Web: schmiegelt-coaching.de



Wenn du mehr über Minimalismus erfahren möchtest, freue ich mich über deinen Anruf oder deine Mail. In meinem Mentoring erfährst du hilfreiche Tipps, wie du loslassen lernst, priorisieren und jeden Tag kleine Schritte umsetzt. Kontakt über diesen Link: coaching@marensomers.com

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